Ehemalige Burg “Castum Thune”
Thune entwickelte sich im Anschluß
an die Burg “Castum Thune”, die zu den Schunterbefestigungen des 9./10.
Jahrhunderts gehörte und erstmals 1273 urkundlich erwähnt wird. Nachdem die
Burg mehrmals den Besitzer gewechselt hatte, wurde sie 1492 zerstört und 1576
als “wüst” bezeichnet. Wahrscheinlich hat Thune seinen Namen von der Burg Thune
erhalten (1356 “dat slot de Thun”, 1388 “Thun”).
Ab 1594 gibt es erste Hinweise auf eine Windmühle an der alten Burgstelle, die
später von einem Ackerhof und einem Schulgebäude eingenommen wurde. Heute
stehen an der Stelle der Burg das Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr und der
Kindergarten.
Ursprünglich war Thune ein Rundling, entwickelte sich später jedoch zum
Haufendorf. Bis 1569 war der Ort nach Bienrode eingepfarrt und gehörte danach
zur Kirchengemeinde Wenden. 1754 hatte Thune ca. 100 Einwohner und 16 Höfe und
eine fast rein bäuerliche Bevölkerung. Erst mit dem Einsetzen der
Industrialisierung wuchs die Bevölkerung an, deren Grundlage aber zunehmend die
gewerbliche Wirtschaft wurde, während der bäuerliche Anteil zurückging.
Von den das Ortsbild einst bestimmenden Dreiseit- und Hakenhöfen im Dorfzentrum
sind heute nahezu alle ohne landwirtschaftliche Nutzung. Heute liegt Thune am
Mittellandkanal und besitzt einen Ölhafen. Die Waldungen bei Thune sind seit
1962 Landschaftsschutzgebiet.
1974 wurde das Dorf Thune nach Braunschweig eingemeindet.
Quelle: BLIK, Braunschweiger Leit- und Informationssystem für Kulturdenkmäler,
TU Braunschweig
Lage:
Unser Stadtteil ist im
Nordwesten des Stadtgebietes von Braunschweig unmittelbar an der Grenze zum
Landkreis Gifhorn gelegen und befindet sich mithin ca. 8 Kilometer vom
Braunschweiger Stadtzentrum entfernt. Die Siedlungsfläche befindet sich zum
größten Teil nördlich des Mittellandkanals auf einer diluvialen Hochfläche,
wobei Siedlungsbereiche auf ebenen Talsandterrassen der durchschneidenden
Schunter angesiedelt sind.
Auf Grund der örtliche Lage
gehört Thune zur kulturhistorischen Landschaft des Papenteiches, welches sich
nördlich der Stadt Braunschweig befindet und im Westen von der Oker und im
Norden von der Allerniederung begrenzt wird.
Über die gut ausgebaute
Kreisstraße 27 ist Thune nach Harzbüttel sowie über die K 28 nach Braunschweig
gut verbunden. Weiterhin verläuft die K 28 einmal quer durch Thune und mündet
nordöstlich in die B4, welche die Stadt Braunschweig und den Landkreis Gifhorn
direkt verbindet.
Über die nahegelegene und im
Jahre 2003 neu ausgebaute Tangente A 391
ist das Autobahnkreuz Braunschweig-Nord zügig zu erreichen, so dass die
Anbindungen an das Zentrum von Braunschweig sowie die A7 vorteilhaft sind.
Eine Verkehrsanbindung mit
öffentlichen Verkehrsmitteln ist ebenfalls gegeben, da Buslinien direkt durch Thune führen und die Straßenbahn bis zur
Endhaltestelle im Nachbarort Wenden verläuft.
Seit der Gebietsreform im
Jahre 1974 gehört Thune als Stadtteil zu Braunschweig.
Historie
Betrachtet man Thune
zeithistorisch so befand sich die Ortslage in ihrer ursprünglichen Anlage auf
einer nördlichen Niederterrasse der Schunter. Die Schunter an sich bildet mit
der westlich verlaufenden Oker ein Urstromtal aus der Zeitepoche der Eiszeit.
Seit jeher hat es hier sandigkieseligen Untergrund gegeben.
Innerhalb der
Schunterniederung musste künstlich Boden in Form von Lehm und Torf errichtet
werden, auf der sich später die Hügelanlage der früheren Thuner Burg errichtet
wurde. Auf dieser Stelle befindet sich heutzutage die freiwillige Feuerwehr
Thune samt anliegenden Kindergarten. Es ist anzunehmen, dass die südwestlich
befindliche große Hofanlage ursprünglich zu der beschädigten Thuner Burg
gehörte.
Im Jahre 1976 wurde ein
Düker errichtet, damit den jährlichen Überschwemmungen im Frühjahr Einhalt
geboten werden konnte.
Geschichte der Thuner
Burg:
Die in Frühzeiten bedeutende
Stadt Braunschweig baute zum Schutz gegen andere Volksstämme respektive
politische Herrschaften eine Reihe von Befestigungsanlagen u. a. auch im
Niederungsbereich der Schunter. Im Laufe der Geschichtsentwicklung verloren
diese Burger teilweise an Bedeutung. Eine dieser Befestigungen war die Thuner
Burg, welche sich auf einem künstlich erhöhten Hügel aus Lehm und Torf auf der
südlichen Niederungsseite der Schunter befand. Wie es die Geschichte so wollte
wird die Thuner Burg bis zum Ende des
15. Jahrhunderts wiederholt zerstört und nur teilweise wieder errichtet.
Aus Geschichtsbüchern geht hervor, dass sie im Jahre 1576 als „wüst“ bezeichnet
wurde. Die Gerichtsbarkeit über das damalige Dorf Thune wird dem Amt Neubrück
und später dem Amt Campen übereignet.
Weiterhin geht aus
Geschichtsbüchern hervor, dass eine weitere Verbindungsbrücke ehemals Thune mit
dem westlich gelegenen Dorf Eilersbüttel verbunden hat. Nach Zerfall des Dorfes
Eilersbüttel befindet sich noch bis zum Jahre 1948 westlich von Thune die
„Frickenmühle“. Auf dieser Stelle hat heute die „Forschungsgemeinschaft
Futtermitteltechnik e.V.“ ihren Sitz.
Im 19. Jahrhundert wurde die
Schunter durch Begradigungen wesentlich, aber zum allgemeinen Vorteil
verändert.
Entstehung von des Dorfes
Thune:
Der zeitliche Ursprung des
Dorfes Thune ist nicht bekannt, so dass nicht ausgesagt werden kann, ob es
gleichzeitig zum Bau der Thuner Burg gegründet wurde. Thune wird im weiteren
geschichtlichen Verlauf nur dann
erwähnt, wenn es um die bedeutenden Verkehrswege von Braunschweig nach Gifhorn
oder Harxbüttel geht. Deutet man die ursprüngliche Form des Dorfes Thune, so
ist von einer Siedlungsform des Sackgassendorfes bzw. von einem Rundling auszugehen.
Im späteren Verlauf wird weiterhin von einem Haufendorf geredet, wobei eine
ländliche Gruppensiedlung mit unregelmäßigen Grundriss zu verstehen ist (siehe
Duden, Quellenangabe).
Die älteste Karte aus dem
Jahre 1754 zeigt von Thune einzig ein nördlich der Schunter befindliches Dorf
mitsamt Fluren und einer Schunterbrücke. Die wüst gefallene Burg einschließlich
der Hofanlage ist auf dieser Karte nicht mehr vermessen. Ferner ist auf dieser
Karte ersichtlich, dass sich das Dorf von der Schunterbrücke nördlich bis zu
einem Kreuzungsbereich erstreckt, von welchem zwei Wege in Richtung
Frickenmühle/Harzbüttel und Gifhorn abzweigen.
Zum Teil ist eine lockere
Bebauung der einzelnen Höfe mit Haupthaus und angrenzenden Nebengebäuden zu
erkennen. Ein Dorfkrug befindet sich in der Mitte des Dorfes.
Von jeher spielen die
Verkehrswege in Thune eine übergeordnete Rolle, vor allen die Straße nach
Harzbüttel, welche auch als „Thuner Heerstraße“ bezeichnet wurde.
1754 beträgt die
Einwohnerzahl des Dorfes Thune überschaubare 100 Einwohner. Zu diesen
Einwohnern zählen u. a. vier Ackerleute (einschließlich Frickenmühle), zwei
Halbspänner und neun Kotsassen. In diesem Zusammenhang wird auch ein adeliger
Hof gezählt, welche seit dem Jahre 1693 als Rittergut zählt. Infolge
zielgerichteter Ansiedelungen wächst die Einwohnerzahl bis zum Ende des
achtzehnten Jahrhunderts auf das Doppelte (im Jahre 1793 insgesamt 192
Einwohner) an. Die Ortslage wird verdichtet und soweit erweitert, dass sie mehr
und mehr die Charakteristik eines Haufenwegedorfes hat.
In einer weiteren Karte aus
dem Jahre 1814/15 ist die Form des Haufenwegedorfes mit den geradlinigen und
parallel angeordneten Wegen der Ortsverdichtung noch entscheidender zu
erkennen. Zudem ist auf dieser Karte der Ackerhof mit Schulgebäude unterhalb
des Burghügels verzeichnet. Südlich des Ackerhof befindet sich ein Thuner
Ortsteil mit dem Namen „Lah“. Die gleichförmig ausgewiesenen Grundstücke
befinden sich entlang der Straße nach Wenden und dem rechtswinklig davon
abzweigenden „Lahkamp“.
Im Zuge der Ortserweiterung
sind bereits die Straßen Lindenstraße (heute Thunstraße), Schunterstraße (heute
Meinestraße), Kurze Straße (heute Krugplatz), Winkel (heute Denkmalsweg), Am
Anger (heute Am Grefenhoop) sowie die zentrale Straßenzusammenführung in der
Dorfmitte existent.
Im Laufe der Agrarkonjunktur
steigt die Einwohnerzahl im Jahre 1885 zunächst bis auf 398 an, fällt mit
dessen Ende im Jahre 1905 auf 370 Einwohner jedoch wieder zurück. Erst im Jahre
1939 ist die ursprüngliche Einwohnerzahl von 398 wieder erreicht.
Nach dem zweiten Weltkrieg
wachsen die Nachbardörfer Thune und Wenden fester zusammen, wobei im Dorfe
Thune viele Flüchtlinge und Vertriebene aufgenommen werden (772 Einwohner).
Besonders im Ortsteil Thune-Süd ist eine örtliche Trennung zum Nachbardorf
Wenden nicht mehr zu vollziehen.
Erst 1974 greift die Stadt
Braunschweig in die Geschichte und Entwicklung des Dorfes Thune ein, wobei
Wenden, Harzbüttel und Thune zu einem politischen Bezirk vereint und Thune zur
Stadt Braunschweig eingemeindet wird. Durch diesen Entschluss werden die
volkstümlichen Straßennamen in Thune geändert. Die Stadt Braunschweig plant für
den Stadtsteil Thune bis zum Jahre 1975 eine Erhöhung der Einwohnerzahl auf
1200, welches jedoch nicht erreicht wurde. Weil in diesem Zusammenhang andere
Wohngebiete ebenfalls erweitert wurden, zählt man im Jahre 1987 in Thune 964
Einwohner.
Die gesamte Ortslage wird im
Flächennutzungsplan der Stadt Braunschweig als „Wohnbaufläche“ ausgewiesen,
welches eher
gegen den einst ländliche
Charakter spricht.
Bild zum Hafen: Ölhafen mit
nichtöffentlicher Anlegestelle, ca. drei Kilometer entfernt der Braunschweiger
Handelshafen in Veltenhof.
Strukturdaten aus dem Jahre
1992:
- Katasterfläche: 551
ha, darunter 367 ha landwirtschaftliche Nutzfläche (340 ha Acker/Gärten, 27 ha
Dauergrünland) und 38,3 ha Waldfläche (ohne Staatsforst).
- Einwohnerentwicklung:
1790: 192 Einwohner (in 27 Wohngebäuden)
1821: 218 Einwohner
1849: 267 Einwohner
1871: 336 Einwohner
1885: 398 Einwohner (in 56 Wohngebäuden)
1905: 370 Einwohner
1939: 398 Einwohner (in 67 Wohngebäuden)
1950: 772 Einwohner (in 75 Wohngebäuden)
1961: 662 Einwohner (in 112 Wohngebäuden)
1987:
964 Einwohner (in 221 Wohngebäuden)
- Altersaufbau: unter 6 Jahre: 5,8 %
bis unter 18 Jahre: 10,8 %
bis unter 45 Jahre: 42,0 %
bis unter 60 Jahre: 23,5 %
über 60 Jahre: 17,9 %
-
Landwirtschaftliche
Entwicklung:
1949: 32 landwirtschaftliche Betriebe
1960: 42 landwirtschaftliche Betriebe
1977: 11 landwirtschaftliche Betriebe
1989: 7
landwirtschaftliche Betriebe
1991: 7 landwirtschaftliche Betriebe
- Einrichtungen von Handel,
Gewerbe, Dienstleistungen:
-
um 1900 vorhanden, bis ca. 1939:
§
5 Gemischtwarenhandel,
Pferdehandel, Viehhandel, Bierhandel, Gemüsehandel, Kohlenhandel
§
3 Tischlereien, 3
Schneidereien, Böttcherei, 4 Schlachtereien, 2 Schmieden, Fahrradreparatur,
Radio- und Fernsehreparatur, Sattlerei/Polsterei, Bäckerei, 3 Schusterei
§
2 Frisöre, Barbier,
Totenfahrer /-gräber, 2 Milchfahrer, Müllfahrer, Fuhrunternehmen,
Mietwagenunternehmer, 2 Gaststätten,
§
Post, Gemeindediener,
Bürgermeister, Standesbeamter, Försterei, Nachtwächter, Schiedsmann, 2
Wegwärter, Schule, Feuerwehr
-
1992 vorhanden:
§
Backwarenverkauf,
Frisör, Gaststätte, Autovermietung, Schusterei, Poststelle, Hafenbetrieb,
Feuerwehr, Dorfgemeinschaftshaus
Natur:
Die alte Ortslage von Thune
ist dem Naturraum „Unteres Okertal“ zuzuordnen. Die sich nördlich angrenzende
neueren Siedlungsgebiete „Zu den Sündern“ fallen in die naturräumliche Einheit
„Meiner Lehmplatte“.